Ausflug nach Belfast 27.-29.Jänner 2006
Hallo meine werte Leserschaft,
ich werde versuchen den unglaublich tollen Ausflug nach Belfast in Wort und Bild bestmöglich zu schildern. Hab mir auf seth´s Seite mal seine Berichte durchgelesen und weiß, dass ich mit meinem ersten Versuch wahrscheinlich kläglich scheitern werde, aber was solls. Aller Anfang ist schwer, aufhören bekanntlich noch schwerer.
Also begonnen hat meine Reise nach Belfast einmal damit, dass ich den Fernreisebus, den meine Gruppe genommen hat, versäumt habe da ich nämlich auf einen Freund gewartet habe, der, naja sagen wir mal so, noch nicht sehr viel mit den Bussen in Dublin unterwegs war. Das öffentliche Personennahverkehrssystem in Dublin ist zugegebenermaßen eine Story für sich, in typisch irischer Manier screwed up! Aber kein Nachteil wo nicht ein Vorteil, hatte er in seinem Reisegepäck doch eine Flasche allerfeinsten Tequila. So wurde die 3 1/2 stündige Busfahrt doch noch recht herzerwärmend, zumal sich der Busfahrer verfahren! hatte und an einer Tankstelle nach dem Weg gefragt hat. Ja, sowas gibts hier in Irland, ist zu witzig. Wahrscheinlich hatte unser Busfahrer eine eigene Tequilaflasche bei sich.
Schlussendlich trafen wir doch noch in Belfast ein und nachdem wir unsere Unterkunft gefunden hatten, gings gleich mal los zum Essen. In meiner naiven Art habe ich für das Wochenende 40 Pfund kalkuliert, was sich allerdings nach dem typisch irischen Essen (chinesisch) gleich als ein nicht einzuhaltendes Limit erwies. Danach stürzten wir uns ins Belfaster Nachtleben, genauer gesagt in die älteste Kneipe Belfast´s, ins Kelly´s. Berühmt dafür, dass es schon immer der Treffpunkt für Aufrührer und Gegner des englischen Empires war.
Da waren schon etliche waschechte Iren vertreten, was dazu führte dass es ein sehr, sehr lustiger Abend wurde. Abend deshalb, da die Kneipe schon um 1.00 Uhr dichtmachte, wie alle Kneipen in Belfast. Als ich einen Iren gefragt habe ob in Großbritannien die Öffnungszeiten doch geändert wurden hat er nur gemeint, dass es sicher noch 10 Jahre dauert bis die neue Regelung sich über die irische See bis nach Nordirland durchgesprochen hat. Wie sonst auch Alles. Aja, habe einen Fehler gemacht. Nordirland war bei den Leuten, mit denen ich gesprochen habe, nicht gern gehört, sie bezeichnen sich als Iren. Was somit den Schluss nahelegt, dass sie Katholiken waren. Aber zu dem Thema komm ich später noch genauer.
Typisch für eine irische Bar waren auch Einheimische vertreten, die einige irische Lieder zum Besten gaben.
Am nächsten Morgen gings dann los mit einer geführten Tour, genauer gesagt mit dem Bus und der Busfahrer war der Guide zugleich, ganz in den Norden Irland´s.
Da konnte ich zum ersten Mal so richtig die Schönheit (viel grün, nie unter 0°C im Winter, wenige Bäume) Irlands erleben, denn bisher war ich immer nur in Dublin unterwegs.
Wir fuhren also die ganze Ostküste entlang, machten hie und da halt um uns die Beine zu vertreten und unzählige Fotos zu machn.
Zum folgenden Foto gibts eine recht tragisch, lustige Story. Bin aber nicht sicher inwieweit die stimmt. Auf alle Fälle war dieser winzige Felsbrocken früher durch eine Brücke mit dem Festland verbunden. Bewohnt wurde sie von einem Schäfer mit seinen Schafen (die haben wirklich Massen von Schafen).
Naja und eines Tages als sich der Schäfer mit seinen Schafen aufs Festland begeben wollte ist die Brücke just in dem Moment eingestürzt als der Schäfer, alle bis auf ein Schaf waren schon auf dem Festland, die Brücke betrat. Ja und seit dem ist das Haus unbewohnt!
O.k., diese Story ist nicht wirklich wahr. Eigentlich wär die Brücke, eine Rope-bridge, eine Touristenattraktion. Sie ist aber vor einem Jahr zusammengebrochen - ohne dass jemand zu Schaden kam.
Nochwas zu den Schafen: Manche haben nämlich rote, manche blaue und manche grüne Markierungen. In Nordirland ist das nämlich so: Schafe, die sich loyal zum englischen Königshaus verhalten, bekommen rote und blaue Markierungen und die republikanischen Schafe, also richtig katholische, irische Schafe bekommen eine grüne Markierung. Ja, die gegensätzlichen Meinungen in der nordirischen Bevölkerung übertragen sich sogar auf die Schafe!
So weiter gings dann zum Giant´s Causeway. Das ist wirklich eine faszinierende Gegend. Die Geologie ist wirklich unglaublich. Unzählige Mythen, wie in Irland üblich für etwas Ungewöhnliches, handeln vom Giant´s Causeway.
Die Erklärung der Entstehung der 5 bis 8-eckigen "Säulen" würde hier jetzt zu weit führen. Wens interessiert, dem kann ich Bilder von der Entstehung schicken. Die "Säulen" bestehen auf alle Fälle aus Basalt und sind somit magmatischer Natur.
Von dort gings dann weiter zur Bushmills Distillery. Das ist die erste lizensierte Whiskey-Distillerie der Welt. Seit 1608 dürfen die hier legal Whiskey brennen. Nach einem Rundgang durch die Distillerie, der leider nicht so berauschend war da an einem Samstag die Produktion stillliegt, wurden wir zum verkosten der diversen Brände eingeladen. Dazu sollte ich vielleicht noch erwähnen, dass ich an diesem Tag einen ziemlichen Hang-Over vom Vortag hatte. Nach 2-3 feinen Shots gings aber erheblich besser. Ein irisches Sprichwort besagt: Hätten wir nicht den Whiskey erfunden, so würden wir jetzt die Welt regieren!
Unvorstellbar sind die Lagerflächen, die man zur Produktion von Whiskey benötigt. Immerhin ist die kürzeste, benötigte Lagerzeit 5 Jahre um den Spirit auch Whiskey nennen zu dürfen. Die guten Sorten lagern aber meist um die 20 Jahre!
Bushmills-Whiskey wird übrigens 3 mal distilliert. Das unterscheidet Whiskey auch von Scotch (2 mal distilliert) und vom amerikanischen Bourbon (1 mal distilliert). Du erkennst also, ich habe brav aufgepasst was so in der Distillerie erzählt wurde. Ich werde mir auf alle Fälle mal eine kleine, gut sortierte Bar einrichten. Macht schon ziemlichen Spass.
Letzte Station unserer Tagestour war dan Dunluce Castle. Ehemals eine uneinnehmbare Festung, da von allen Seiten von Wasser umgeben, hat der Zahn der Zeit unbarmherzig daran genagt.
Die Schicksalstunde schlug in der Nacht vor rund 250 Jahren. Damals verabschiedete sich die nördliche Wand der Festung ins Meer und riss einige Diener mit in den Tod. Danach beschloss die damalige Besitzerin sich lieber ein Haus auf dem Festland bauen zu lassen. An der Stelle, an der sich früher die Wand befand, entstand auch das Foto, dass ich in meinen Headbanner eingefügt habe.
Zurück in Belfast machten wir uns dann alsbald auf den Weg in die nächste irische Kneipe, ins Maddigans. Auch dort gabs irische Musik zu hören und literweise Guiness zu trinken.
Danach hatten 2 Freunde und ich das Glück von einem Iren zu einer Privatparty eingeladen zu werden. Das war wirklich super. Zwar mussten wir einen irischen 5-Minuten Fußmarsch (was sich als ein Halbstundenmarsch entpuppte) quer durch Westbelfast (ehemalige "Kriegszone") zurücklegen aber das war es auf alle Fälle wert. Die Iren sind wirklich bemerkenswert gastfreundlich. So etwas findet man in Österreich wohl sehr, sehr selten. Auch ich würde nicht, so mirnichtsdirnichts, 3 Fremde in meine Wohnung einladen und ihnen dann auch noch Bier spendieren, dass zugegebenermaßen nicht billig ist in Irland. Anyway, in allen Reiseführern steht man soll es tunlichst vermeiden in Belfast das Thema Politik anzuschneiden. Allerdings konnte ich es mir nicht verkneifen und wirklich fand sich jemand der darüber reden wollte. So bekam ich an diesem Abend die Meinung eines Katholiken und somit Unabhängigkeitsbefürworter zu hören. Seiner Meinung wird es nicht lange dauern und Nordirland erhält in irgendeinerweise seine Unabhängigkeit. Dies wurde aber am nächsten Tag von einem Loyalisten gleich mal revidiert, denn seiner Meinung nach wollen nichteinmal die Katholiken auf die Vorteile, die sie durch den Zusammenschluss mit England haben, verzichten. Also würden die Meisten wohl für den Verbleib im Empire voten.
Somit bin ich auch schon beim nächsten Thema. Bei unserer Black Taxi Tour durch Westbelfast.
Es ist wirklich unvorstellbar, welch religiöse Abgründe sich in Belfast auftun. Obwohl es zur Zeit viel ruhiger geworden ist, besteht weiterhin ein schlummernder Groll gegen die andere "Glaubensgemeinschaft". Auf der einen Seite die Loyalisten (englische Protestanten) auf der anderen Seite die Republikaner (Katholiken), welche auch die IRA forcierten.
Während unserer Black Taxi Tour fuhren wir durch Westbelfast, welches ich ja schon am abend zuvor besuchen durfte, und sahen uns die diversen Murals an. Murals sind bunte Bilder die auf leere Hausfassaden gesprayt wurden.
Zuerst sahen wir die Murals der Protestanten in Shankill.
Diese Murals werden vorwiegend von bewaffneten Kämpfern dominiert. Soll wohl zeigen, dass man ständig Gefahr läuft erschossen zu werden. Die Loyalisten beziehen sich übrigens auf ein historisches Ereignis: Der Schlacht von Boyne (rund 40 km nordwestlich von Dublin), in der der katholische König James II dem protestantischen König William III unterlag. Ja, und unerklärlicherweise wird dieser Kampf in den Straßen von Westbelfast (120 km von Boyne entfernt) seit über einem Jahrhundert fortgesetzt.
Auf dem Weg in das katholische Viertel Westbelfast passierten wir die Peace Line, eine Mauer rund 4 m hoch. An manchen Stellen mit Gitter noch erweitert, damit die nebenliegenden katholischen Häuser nicht ständig mit Pflastersteinen der Protestanten beworfen werden können. In der Tat, als wir dort ankamen lagen jedemenge Ziegelsteine auf der Straße, die darauf schließen lassen, dass in der Nacht zuvor einige probiert hatten die Häuser zu treffen.
Die katholischen Murals beziehen sich vorwiegend auf die 10 Hungerstreiker, die Anfang der 80er Jahre in einem englischen Gefängnis das Essen verweigerten und starben, und da vor allem auf Bobby Sands, ein Idol der katholischen Nordiren.
Weiter Murals sollen zeigen, dass die Katholiken mit all den anderen Unterdrückten in der Welt mitfühlen.
Nach dieser Black Taxi Tour spazierten wir noch ein wenig durch Stadt. Ich wollte mir unbedingt die Docks ansehen, in denen die Titanic, jawohl die Titanic wurde in Belfast gebaut, gefertigt wurde. Allerdings kann man in den Docks nicht wirklich was besichtigen. Angeblich befindet sich der Tisch des Kapitäns der Titanic noch im Hafen, da er nicht rechtzeitig fertiggestellt wurde und somit das einzige Überbleibsel der Titanic ist.
Sonst gibt es in Belfast nicht wirklich viel Sehenswertes. Am ehesten noch der Albert Clocktower, der in gewisser Hinsicht dem schiefen Turm von Pisa nachempfunden ist.
Wenn auch nicht so dramatisch, so steht er doch ein wenig schief. Es ist halt so seine Sache mit dem postglacialen schwedischen Ton hier in Irland! ;-)
So, das war der Ausflug nach Belfast. Mehr Bilder im Bilderalbum. Weitere Berichte werden folgen.
ich werde versuchen den unglaublich tollen Ausflug nach Belfast in Wort und Bild bestmöglich zu schildern. Hab mir auf seth´s Seite mal seine Berichte durchgelesen und weiß, dass ich mit meinem ersten Versuch wahrscheinlich kläglich scheitern werde, aber was solls. Aller Anfang ist schwer, aufhören bekanntlich noch schwerer.
Also begonnen hat meine Reise nach Belfast einmal damit, dass ich den Fernreisebus, den meine Gruppe genommen hat, versäumt habe da ich nämlich auf einen Freund gewartet habe, der, naja sagen wir mal so, noch nicht sehr viel mit den Bussen in Dublin unterwegs war. Das öffentliche Personennahverkehrssystem in Dublin ist zugegebenermaßen eine Story für sich, in typisch irischer Manier screwed up! Aber kein Nachteil wo nicht ein Vorteil, hatte er in seinem Reisegepäck doch eine Flasche allerfeinsten Tequila. So wurde die 3 1/2 stündige Busfahrt doch noch recht herzerwärmend, zumal sich der Busfahrer verfahren! hatte und an einer Tankstelle nach dem Weg gefragt hat. Ja, sowas gibts hier in Irland, ist zu witzig. Wahrscheinlich hatte unser Busfahrer eine eigene Tequilaflasche bei sich.
Schlussendlich trafen wir doch noch in Belfast ein und nachdem wir unsere Unterkunft gefunden hatten, gings gleich mal los zum Essen. In meiner naiven Art habe ich für das Wochenende 40 Pfund kalkuliert, was sich allerdings nach dem typisch irischen Essen (chinesisch) gleich als ein nicht einzuhaltendes Limit erwies. Danach stürzten wir uns ins Belfaster Nachtleben, genauer gesagt in die älteste Kneipe Belfast´s, ins Kelly´s. Berühmt dafür, dass es schon immer der Treffpunkt für Aufrührer und Gegner des englischen Empires war.
Da waren schon etliche waschechte Iren vertreten, was dazu führte dass es ein sehr, sehr lustiger Abend wurde. Abend deshalb, da die Kneipe schon um 1.00 Uhr dichtmachte, wie alle Kneipen in Belfast. Als ich einen Iren gefragt habe ob in Großbritannien die Öffnungszeiten doch geändert wurden hat er nur gemeint, dass es sicher noch 10 Jahre dauert bis die neue Regelung sich über die irische See bis nach Nordirland durchgesprochen hat. Wie sonst auch Alles. Aja, habe einen Fehler gemacht. Nordirland war bei den Leuten, mit denen ich gesprochen habe, nicht gern gehört, sie bezeichnen sich als Iren. Was somit den Schluss nahelegt, dass sie Katholiken waren. Aber zu dem Thema komm ich später noch genauer.
Typisch für eine irische Bar waren auch Einheimische vertreten, die einige irische Lieder zum Besten gaben.
Am nächsten Morgen gings dann los mit einer geführten Tour, genauer gesagt mit dem Bus und der Busfahrer war der Guide zugleich, ganz in den Norden Irland´s.
Da konnte ich zum ersten Mal so richtig die Schönheit (viel grün, nie unter 0°C im Winter, wenige Bäume) Irlands erleben, denn bisher war ich immer nur in Dublin unterwegs.
Wir fuhren also die ganze Ostküste entlang, machten hie und da halt um uns die Beine zu vertreten und unzählige Fotos zu machn.
Zum folgenden Foto gibts eine recht tragisch, lustige Story. Bin aber nicht sicher inwieweit die stimmt. Auf alle Fälle war dieser winzige Felsbrocken früher durch eine Brücke mit dem Festland verbunden. Bewohnt wurde sie von einem Schäfer mit seinen Schafen (die haben wirklich Massen von Schafen).
Naja und eines Tages als sich der Schäfer mit seinen Schafen aufs Festland begeben wollte ist die Brücke just in dem Moment eingestürzt als der Schäfer, alle bis auf ein Schaf waren schon auf dem Festland, die Brücke betrat. Ja und seit dem ist das Haus unbewohnt!
O.k., diese Story ist nicht wirklich wahr. Eigentlich wär die Brücke, eine Rope-bridge, eine Touristenattraktion. Sie ist aber vor einem Jahr zusammengebrochen - ohne dass jemand zu Schaden kam.
Nochwas zu den Schafen: Manche haben nämlich rote, manche blaue und manche grüne Markierungen. In Nordirland ist das nämlich so: Schafe, die sich loyal zum englischen Königshaus verhalten, bekommen rote und blaue Markierungen und die republikanischen Schafe, also richtig katholische, irische Schafe bekommen eine grüne Markierung. Ja, die gegensätzlichen Meinungen in der nordirischen Bevölkerung übertragen sich sogar auf die Schafe!
So weiter gings dann zum Giant´s Causeway. Das ist wirklich eine faszinierende Gegend. Die Geologie ist wirklich unglaublich. Unzählige Mythen, wie in Irland üblich für etwas Ungewöhnliches, handeln vom Giant´s Causeway.
Die Erklärung der Entstehung der 5 bis 8-eckigen "Säulen" würde hier jetzt zu weit führen. Wens interessiert, dem kann ich Bilder von der Entstehung schicken. Die "Säulen" bestehen auf alle Fälle aus Basalt und sind somit magmatischer Natur.
Von dort gings dann weiter zur Bushmills Distillery. Das ist die erste lizensierte Whiskey-Distillerie der Welt. Seit 1608 dürfen die hier legal Whiskey brennen. Nach einem Rundgang durch die Distillerie, der leider nicht so berauschend war da an einem Samstag die Produktion stillliegt, wurden wir zum verkosten der diversen Brände eingeladen. Dazu sollte ich vielleicht noch erwähnen, dass ich an diesem Tag einen ziemlichen Hang-Over vom Vortag hatte. Nach 2-3 feinen Shots gings aber erheblich besser. Ein irisches Sprichwort besagt: Hätten wir nicht den Whiskey erfunden, so würden wir jetzt die Welt regieren!
Unvorstellbar sind die Lagerflächen, die man zur Produktion von Whiskey benötigt. Immerhin ist die kürzeste, benötigte Lagerzeit 5 Jahre um den Spirit auch Whiskey nennen zu dürfen. Die guten Sorten lagern aber meist um die 20 Jahre!
Bushmills-Whiskey wird übrigens 3 mal distilliert. Das unterscheidet Whiskey auch von Scotch (2 mal distilliert) und vom amerikanischen Bourbon (1 mal distilliert). Du erkennst also, ich habe brav aufgepasst was so in der Distillerie erzählt wurde. Ich werde mir auf alle Fälle mal eine kleine, gut sortierte Bar einrichten. Macht schon ziemlichen Spass.
Letzte Station unserer Tagestour war dan Dunluce Castle. Ehemals eine uneinnehmbare Festung, da von allen Seiten von Wasser umgeben, hat der Zahn der Zeit unbarmherzig daran genagt.
Die Schicksalstunde schlug in der Nacht vor rund 250 Jahren. Damals verabschiedete sich die nördliche Wand der Festung ins Meer und riss einige Diener mit in den Tod. Danach beschloss die damalige Besitzerin sich lieber ein Haus auf dem Festland bauen zu lassen. An der Stelle, an der sich früher die Wand befand, entstand auch das Foto, dass ich in meinen Headbanner eingefügt habe.
Zurück in Belfast machten wir uns dann alsbald auf den Weg in die nächste irische Kneipe, ins Maddigans. Auch dort gabs irische Musik zu hören und literweise Guiness zu trinken.
Danach hatten 2 Freunde und ich das Glück von einem Iren zu einer Privatparty eingeladen zu werden. Das war wirklich super. Zwar mussten wir einen irischen 5-Minuten Fußmarsch (was sich als ein Halbstundenmarsch entpuppte) quer durch Westbelfast (ehemalige "Kriegszone") zurücklegen aber das war es auf alle Fälle wert. Die Iren sind wirklich bemerkenswert gastfreundlich. So etwas findet man in Österreich wohl sehr, sehr selten. Auch ich würde nicht, so mirnichtsdirnichts, 3 Fremde in meine Wohnung einladen und ihnen dann auch noch Bier spendieren, dass zugegebenermaßen nicht billig ist in Irland. Anyway, in allen Reiseführern steht man soll es tunlichst vermeiden in Belfast das Thema Politik anzuschneiden. Allerdings konnte ich es mir nicht verkneifen und wirklich fand sich jemand der darüber reden wollte. So bekam ich an diesem Abend die Meinung eines Katholiken und somit Unabhängigkeitsbefürworter zu hören. Seiner Meinung wird es nicht lange dauern und Nordirland erhält in irgendeinerweise seine Unabhängigkeit. Dies wurde aber am nächsten Tag von einem Loyalisten gleich mal revidiert, denn seiner Meinung nach wollen nichteinmal die Katholiken auf die Vorteile, die sie durch den Zusammenschluss mit England haben, verzichten. Also würden die Meisten wohl für den Verbleib im Empire voten.
Somit bin ich auch schon beim nächsten Thema. Bei unserer Black Taxi Tour durch Westbelfast.
Es ist wirklich unvorstellbar, welch religiöse Abgründe sich in Belfast auftun. Obwohl es zur Zeit viel ruhiger geworden ist, besteht weiterhin ein schlummernder Groll gegen die andere "Glaubensgemeinschaft". Auf der einen Seite die Loyalisten (englische Protestanten) auf der anderen Seite die Republikaner (Katholiken), welche auch die IRA forcierten.
Während unserer Black Taxi Tour fuhren wir durch Westbelfast, welches ich ja schon am abend zuvor besuchen durfte, und sahen uns die diversen Murals an. Murals sind bunte Bilder die auf leere Hausfassaden gesprayt wurden.
Zuerst sahen wir die Murals der Protestanten in Shankill.
Diese Murals werden vorwiegend von bewaffneten Kämpfern dominiert. Soll wohl zeigen, dass man ständig Gefahr läuft erschossen zu werden. Die Loyalisten beziehen sich übrigens auf ein historisches Ereignis: Der Schlacht von Boyne (rund 40 km nordwestlich von Dublin), in der der katholische König James II dem protestantischen König William III unterlag. Ja, und unerklärlicherweise wird dieser Kampf in den Straßen von Westbelfast (120 km von Boyne entfernt) seit über einem Jahrhundert fortgesetzt.
Auf dem Weg in das katholische Viertel Westbelfast passierten wir die Peace Line, eine Mauer rund 4 m hoch. An manchen Stellen mit Gitter noch erweitert, damit die nebenliegenden katholischen Häuser nicht ständig mit Pflastersteinen der Protestanten beworfen werden können. In der Tat, als wir dort ankamen lagen jedemenge Ziegelsteine auf der Straße, die darauf schließen lassen, dass in der Nacht zuvor einige probiert hatten die Häuser zu treffen.
Die katholischen Murals beziehen sich vorwiegend auf die 10 Hungerstreiker, die Anfang der 80er Jahre in einem englischen Gefängnis das Essen verweigerten und starben, und da vor allem auf Bobby Sands, ein Idol der katholischen Nordiren.
Weiter Murals sollen zeigen, dass die Katholiken mit all den anderen Unterdrückten in der Welt mitfühlen.
Nach dieser Black Taxi Tour spazierten wir noch ein wenig durch Stadt. Ich wollte mir unbedingt die Docks ansehen, in denen die Titanic, jawohl die Titanic wurde in Belfast gebaut, gefertigt wurde. Allerdings kann man in den Docks nicht wirklich was besichtigen. Angeblich befindet sich der Tisch des Kapitäns der Titanic noch im Hafen, da er nicht rechtzeitig fertiggestellt wurde und somit das einzige Überbleibsel der Titanic ist.
Sonst gibt es in Belfast nicht wirklich viel Sehenswertes. Am ehesten noch der Albert Clocktower, der in gewisser Hinsicht dem schiefen Turm von Pisa nachempfunden ist.
Wenn auch nicht so dramatisch, so steht er doch ein wenig schief. Es ist halt so seine Sache mit dem postglacialen schwedischen Ton hier in Irland! ;-)
So, das war der Ausflug nach Belfast. Mehr Bilder im Bilderalbum. Weitere Berichte werden folgen.
churchi - 30. Jan, 16:03
2 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
LaTeX05 - 8. Feb, 09:00
Tere Luggi!
Nicht schlecht der Bericht. Fuers Erste hast du dem Seth zumindest was die Laenge und Ausfuehrlichkeit anbelangt schon einiges voraus. Die Fotos sind auch ziemlich genial. Da bekommt man richtig Lust dich mal zu besuchen... Am besten gefallen mir aber die geologischen Einwuerfe: "magmatisch", "postglazial" ... herrlich, da lacht das Herz des Bauingenieurs! Weiter so, da kann man noch richtig was lernen in deinem Blog.
Viel Spass noch bei deinen Erkundungsfahrten, und lass dich nicht erschiessen!
schene Griass aus Wean (do regnts a), LaTeX05
Viel Spass noch bei deinen Erkundungsfahrten, und lass dich nicht erschiessen!
schene Griass aus Wean (do regnts a), LaTeX05
churchi - 8. Feb, 21:21
Ah, das erfreut mein Herz...
..wenn sich jemand die Zeit nimmt um mir Rosen vor die Füße zu werfen!
Ja, ich habe in der Tat versucht dem Seth in irgendeinerweise den Fehdehandschuh hinzuwerfen und gleichzeitig die diversen Geschmäcker meiner Leserschaft zu bedienen. Weißt eh: manche mögen gerne was über die Landschaft, manche über die Kultur und manche einfach nur was übers Nachtleben erfahren. Gottlob bin ich für Alles zu begeistern. Hoff, es erfreuen sich noch andere an meinen literarischen Ergüssen, die ergänzt mit fundiertem Bildmaterial wahrlich ein Genuss sein sollten! So nun genug des Eigenlobes, in der Studentbar gibs heit wieda Action und do darf i natürli nit fehlen!
Ja, ich habe in der Tat versucht dem Seth in irgendeinerweise den Fehdehandschuh hinzuwerfen und gleichzeitig die diversen Geschmäcker meiner Leserschaft zu bedienen. Weißt eh: manche mögen gerne was über die Landschaft, manche über die Kultur und manche einfach nur was übers Nachtleben erfahren. Gottlob bin ich für Alles zu begeistern. Hoff, es erfreuen sich noch andere an meinen literarischen Ergüssen, die ergänzt mit fundiertem Bildmaterial wahrlich ein Genuss sein sollten! So nun genug des Eigenlobes, in der Studentbar gibs heit wieda Action und do darf i natürli nit fehlen!
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