Letztes Wochenende, samstags, hat in Dublin City der Ausnahmezustand geherrscht. Es kam zu heftigsten Ausschreitungen mit etlichen Verletzten, Gefangenen und einen Schaden von rund 10 Millionen Euro!



Zur Geschichte:

Für den Samstag war ein "friedlicher" Umzug der Unionisten (pro England) aus Belfast hier in Dublin angesetzt. Angeblich hat es schon seit Wochen Ankündigungen für Gegendemonstrationen der Republikaner gegeben. Dies wird zur Zeit noch von der hiesigen Polizei investigiert.
Anyway: Insgesamt waren hier rund 200 pro-England gestimmte Leute aus Nordirland, die einen friedlichen Marsch durch die Dubliner Innenstadt veranstalten wollten und um diesbezüglich ihre Loyalität mit dem englischen Reich kundzutun.
Die streng republikanisch gestimmten Menschen hier in Dublin und aus ganz Irland wollten dies nicht dulden und veranstalteten somit Gegendemonstrationen, die allerdings nach rund 1 Stunde ausser Rand und Band gerieten.



Die Loyalisten, haben sich vorsichtshalber schon zurückgezogen (wurden mit Bussen aus Nordirland angekarrt), da abzusehen war, dass die Stimmung überschwappen wird.

Tja und dann ging alles Schlag auf Schlag. Aus den diversen Lokalen in der Umgebung der O`Connell st. strömten hunderte von rakikalen "Hooligans" in Richtung Hauptstraße um ihren Frust kundzutun, dass es den Loyalisten gestattet ist, hier in Dublin, der Hauptstadt Irlands, einen Umzug zu veranstalten. Niemand zweifelt daran, dass die Gewalt gezielt von einigen IRA-Anhängern angezettelt wurde. Die Polizei war allerdings darauf in keinster Weise vorbereitet und so nahmen die Dinge ihren Lauf. Vorwiegend junge Leute bewarfen die Polizei, die ja die Regierung mit ihrem liberalen Kurs gegenüber England untersteht, mit Steinen, Benzinbomben und was sonst so alles greifbar war. Man muss dazu anmerken, dass die O`Connell street zur Zeit umgebaut wird und da fanden die Randalierer jedemenge Sachen mit denen man die Polizei bewerfen konnte.

Mein persönlicher Favorit ist ja die fliegende Schubkarre:



Daraufhin verwandelte sich die gesamte O´Connell st. und in Folge auch andere Teile der Stadt in ein Krisengebiet. Ich denke die Fotos zeigen eh alles:





Ein brennender Polizist - sieht man auch nicht alle Tage, zumindest nicht in Westeuropa.

Tja und ein paar Leute, hats ja doch auch erwischt:


Wo war ich?

Ich war in Temple bar - das Ausgehviertel Dublins um mit ein paar Leuten Rugby in einem Pub zu schauen. Genaugenommen fanden an 3 diversen Schauplätzen rund um Temple bar die Ausschreitungen statt.
Eigentlich unglaublich: als ich mal vors Lokal ging um frische Luft zu schnappen, sah ich Polizeihubschrauber in der Luft und jedemenge Leute, auf der Flucht vor der Polizei, an mir vorbeirennen. Ich dachte mir schon, dass da was im Gange ist, aber die wirklichen Ausmaße blieben mir komplett verborgen. Das ist Dublin, Teile der Stadt versinken im Chaos und in allen anderen Teilen herrscht business as usual. Folgende Foto zeigt die Verhältnisse:


Touristin fragt Polizei in Kampfanzug nach dem Weg - strange, or?

Das ganze Ausmaß konnte ich überhaupt erst am nächsten Tag aus der Zeitung erfahren, da ich das Pub erst so gegen 7 uhr verließ (Frankreich schlug Italien und danach besiegte Schottland England, was für Freudenausbrüche im Pub sorgte). Und obwohl wir so um diese Zeit in die O`Connell st. spazierten konnte ich rein gar nichts mehr von den Ausschreitungen sehen bzw. bemerken. Weiß auch wieso: Mit der Polizei sind nämlich auch gleich die Aufräumtrupps eingetroffen und begannen schon Minuten nach den Randalen mit den Aufräumarbeiten.



Tja, das war das letzte Wochenende. Ich kann nur sagen: immer was los hier in Dublin, die Stadt der vielen Gegensätze.

Bitter allerdings für Chris, meinem Wohnungskollegen, er verbrachte das Wochenende nämlich in Belfast! Welch Ironie in Belfast zu sein und just zu diesem Zeitpunkt finden die Ausschreitungen zwischen den Loyalisten und Republikanern in Dublin statt!

Bis bald, morgen kommt ja Andi und da Max auf Besuch. Da gibts dann sicher wieder nette Reiseberichte aus Irland!